Bilder machen ohne Pinsel sondern nur mit Licht: Was wäre die Gegenwart ohne die Fotografie? Knipsen und Schnappschüsse gehören wie selbstverständlich zum Alltag in der heutigen Zeit. Ohne Bilder scheint die Welt weniger bunt und lebendig auszusehen. Täglich werden Millionen von Bildern weltweit gemacht. Doch wem verdanken wir die Möglichkeit des Fotografierens?

600 v.C.

Die Camera Obscura oder auch Lochkamera bildet den Anfang der Fotografie. Der lateinische Ausdruck „Camera Obscura“ bedeutet soviel wie dunkle Kammer. Durch eine Öffnung gelangt eine dosierte Lichtmenge in das Kameragehäuse, um auf einer lichtempfindlichen Fläche Spuren zu hinterlassen. Dort ergibt sich das Abbild der Außenwelt. Diese Kameras bilden das Grundprinzip der Fotografie, wie es in allen heutigen Aufnahmegeräten Verwendung findet, allerdings kommen Lochkameras ohne jegliche zusätzliche Lichtbrechung durch Linsen oder elektronische Verarbeitung des Lichts aus..

Bereits im sechsten Jahrhundert v. Chr. tauchte das Grundprinzip der Camera Obscura in chinesischen Schriften auf. Philosophen wie Aristoteles beschäftigten sich genauer mit dem Funktionsprinzip. Er erwähnte bereits die Erzeugung eines auf dem Kopf stehenden und gespiegelten Bildes, wenn Licht durch eine kleine Öffnung in einen dunklen Raum fällt. In den nachfolgenden Jahrhunderten wurde das Prinzip der Camera Obscura immer wieder aufgegriffen. Besonders als Zeichenhilfe in der Malerei wurde die Camera Obscura häufig genutzt.
Für Leonardo da Vinci war das Lochkameraprinzip der Ausgangspunkt für seine Untersuchungen des Strahlenganges beim menschlichen Auge.

1717

Johann Schulze ist es zu verdanken, dass Silbernitrat als Grundsubstanz für den Entwicklungsprozess von Fotografien im Labor eingesetzt werden konnte. Der Mediziner und Chemiker aus Colbitz entdeckte 1717 per Zufall die Lichtempfindlichkeit von Flüssigkeiten, die mit Silbersalzen durchsetzt waren. Lichteinwirkung führt zu einer Verdunklung der Flüssigkeit. Zur Anfertigung von Fotografien befinden sich kleine Silbersalz-Kristalle auf lichtempfindlichen Fotoemulsionen. Durch Lichteinwirkung zerfallen die Kristalle und werden gespalten unter Entstehung von elementarem Silber. Vorangegangene Fotoverfahren nutzen dagegen Gelatine, Asphalt oder Eisenverbindungen.

1757

Der Apotheker und Chemiker Carl Scheele aus Stralsund entdeckte zahlreiche chemische Elemente wie Sauerstoff und Stickstoff und deren Isolationsmethoden. Durch seine spätere Forschung ab 1757 in Schweden gelang es ihm, das lichtempfindliche Salz Silberchlorid durch Ammoniak unlöslich zu machen. Diese Eigenschaft machte es möglich, Fixiermittel zu entwickeln, um sichtbar gemachte Fotografien im Labor zu konservieren und gegenüber Licht beständig zu machen. Um chemisch noch stabilere Verbindungen zu schaffen, wurde später das stickstoffhaltige Ammoniak durch schwefelhaltiges Thiosulfat ersetzt.

1816

Der aus Chalon-sur-Saône stammende Erfinder entwickelte zusammen mit seinem Bruder Claude Druckverfahren und beschäftigte sich mit Phänomenen der Optik. Zu seinen ersten Versuchen zählt das Verfahren, Papier mit Chlorsilber zu bestreichen und es in einer Lochkamera zu belichten. Mit Hilfe von Zinnplatten, die mit Asphalt beschichtet waren, gelang es ihm, das einfallende Licht grob festzuhalten, da dort, wo das Licht einfällt, der Asphalt aushärtet und sich die unbelichteten Stellen auswaschen lassen.

Erste Vorführ-Muster seiner Erfindung stellte er unter anderem der Royal Society vor und arbeitete ab 1828 mit dem Erfinder und Theatermaler Louis Daguerre zusammen, um seine Entwicklungen voran zu treiben. In seiner Beschreibung zur Heliografie stellte er später ein verbessertes Verfahren vor, um Lichtbilder festzuhalten. Zinn wurde durch Kupferplatten ausgetauscht und Schattenzonen wurden auf den Aufnahmen mit Jod-Dämpfen dunkel gefärbt. Durch diese Modifikation wurde die Qualität der Abbildungen deutlich verbessert. Nach seinem Tod setzte sein Sohn Isidore die Arbeit fort.

1835
Kalotypie von Henry Talbot, 1843
anonym, Talbot foto, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Der Engländer William Henry Fox Talbot arbeitete an einem Positiv-Negativ-Verfahren, das es ermöglichte, Aufnahmen massentauglich zu machen, da bisherige Erfindungen nur unreproduzierbare Foto-Unikate hervorbrachten. Mit Hilfe eines Negativs, das Grauwerte in komplementären Helligkeiten darstellt, war eine Vervielfältigung möglich. Aufgewachsen in einer wohlhabenden Familie, war er auf seinen vielen Reisen fasziniert von der Idee, die natürliche Erscheinung der Natur in Bildern festzuhalten, ohne dazu abzeichnen zu müssen.

Er experimentierte mit Schreibpapier, das durch Behandlung mit Silbernitrat und Kochsalz lichtempfindlich gemacht wurde, um einfache Schattenzeichnungen anzufertigen, die auch Fotogramme genannt wurden. 1835 begann er, Lochkamerabilder zu machen, die als Negative sichtbar wurden und ein Jahr später veröffentlichte er seine Experimente und stellte sie der Royal Society vor. Doch die damals konkurrierende Daguerrotypie wurde zunächst mehr unterstützt und brachte anfangs hochwertigere Bildergebnisse hervor. Aber Talbots Verfahren war bereits sehr praxistauglich. Er belichtete auf Jodsilberpapier. Er machte die Nagativ-Bilder durch Gallussäure und Silbernitrat sichtbar und fixierte das Papier schließlich mit Natriumthiosulfat. Dieses Verfahren wurde als Talbotypie bezeichnet.

1837
Boulevard du Temple Paris par Daguerre
Louis Daguerre author QS:P170,Q131405 Louis Daguerre creator QS:P170,Q131405 , Boulevard du Temple by Daguerre, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Daguerre erprobte neue Chemikalien, um das einfallende Licht in der Camera Obscura festzuhalten. 1837 war es ein bloßer Zufall, als Louis Jaques Daguerre ein neues Verfahren zum Speichern von Bildern entdeckte. Er nannte es Daguerrotypie. Aber erst zwei Jahre später traute er sich, sein praxisreif gewordenes Verfahren der französischen Akademie der Wissenschaften und dann der Öffentlichkeit zu präsentieren. Es handelte sich um die bislang präziseste Bildwiedergabe mit feiner Detailzeichnung. Dunkle Schattenpartien erschienen als blankes Silber, oft mit einer leichten Goldtönung. Je nach dem ob diese Partien Licht reflektieren oder nicht, konnte das Bild als Negativ oder als fertiges Positiv erscheinen. Jede Aufnahme war ein Unikat ohne Möglichkeit der Vervielfältigung.

1842

John Herschel war der Sohn des bekannten Astronoms Friedrich Herschel. Wie sein Vater beschäftigte er sich ebenfalls mit der Kartografie des Himmels und unterstützte später einen der Fotopioniere, William Talbot, dabei, fotografische Erfindungen weiterzuentwickeln. John Herschel entwickelte den Prozess, Abbildungen mit Silbersalzen zu fixieren und damit lichtunempfindlich zu machen. Er war es auch, der die Begriffe „Positiv“ und „Negativ“ prägte und den Begriff „Photografie“ erfand, um dem neuen Verfahren der Lichtbilderzeugung einen Namen zu geben.

1861
Tartan Ribbon
James Clerk Maxwell (original photographic slides) ; scan by User:Janke., Tartan Ribbon, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Die ersten Fotografien mit farbigen Eindrücken entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts durch verschiedene Techniken. Der Eindruck von Farbigkeit ergibt sich durch die Mischung von drei Grundfarben, die durch Filterung oder chemische Sensibilisierung und anschließender Überlagerung die Farbigkeit der Umwelt wiedergeben. Dieses Grundprinzip kommt bis heute in abgewandelter Form bei allen chemischen und elektronisch generierten Abbildungen zum Einsatz.

Durch die additive oder subtraktive Mischung von Farben kann eine Fotografie bunt werden. Als der schottische Physiker James Maxwell erstmals ein farbig wirkendes Bild projizierte, nutze er das additive Verfahren, wobei drei überlagerte, schwarzweiße Fotos eingefärbt in die Grundfarben, ein buntes Bild entstehen ließen.

1862
Du Hauron 1877
Du Hauron im Jahr 1877

Der französische Fotopionier Louis du Hauron präsentierte farbige Abbildungen und nutze dafür das subtraktive Verfahren, das auf drei Grundfarben basiert und bei der verschiedene Pigmente einen jeweils anderen Teil des Lichts absorbieren. Sein Verfahren setzte auf Kollodium-Nassplatten mit Silberbromid.

Erst eine spätere panchromatische Sensibilisierung des Aufnahmematerials erzeugte schließlich eine sehr naturalistische, tonwertkorrekte Farbwidergabe, weil die eingesetzten Chemikalien nun alle Farben des Spektrums wiedergeben können.

1871

1871 erlebte die Fotografie einen erneuten Aufschwung dank der Erfindung der Trockenplatte durch den englischen Arzt und Fotograf Richard Maddox.
Bisher genutzte Nassplatten, das nasse Kollodiumverfahren, was Frederick Scott Archer 1851 vorstellte, machten das Fotografieren sehr aufwändig und immobil, da die mit einer chemischen Emulsion behandelten und in Silberbromid gebadeten Glasplatten wegen ihrer kurzen Haltbarkeit schnell verarbeitet und noch an Ort und Stelle im Labor oder in Dunkelkammerzelten entwickelt werden mussten.

Erst die Trockenplatte als Negativ-Verfahren auf Gelatinebasis erhöhte die Haltbarkeit des Fotomaterials. Dadurch war es möglich, auch entferntere Orte fotografisch zu erkunden ohne sofort ein Labor aufsuchen zu müssen, was als Geburtsstunde der Reisefotografie gilt. Die vielschichtigen Arbeitsprozeduren im Labor wurden im Vergleich zur Nassplatte vereinfacht.

Die auf Licht reagierende Oberfläche der Trockenplatte ist orthochromatisch und somit unempfindlich gegenüber Rotlicht, was die Laborarbeit auch bei Dunkelkammerlicht erlaubte.

1880
George Eastman mit Kodak-Kamera (F. Church , 1890)
Frederick Church (1864-1925), George Eastman (F. Church 1890), als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Große Verbreitung fand die Erfindung der Fotografie schließlich durch das Wirken des US-Amerikaners George Eastman. Der Unternehmer meldete 1880 ein verbessertes Verfahren zum Patent an, um fotografische Trockenplatten als Aufnahmematerial herzustellen und gründete dazu eine Firma. 1884 wurde der sogenannte Rollfilm auf Papierbasis zum Patent angemeldet und vier Jahre später wurde die Handelsmarke „Kodak“ eingeführt.

Die legendäre Rollfilmkamera „Kodak Nr.1“ wurde vorgestellt. Der ehemalige Banker George Eastman benannte daraufhin seine Firma in Eastman Kodak Company um. Um die Fotoqualität noch zu steigern, ersetze Kodak schließlich den Papierrollfilm durch einen Kunststoff namens Zelluloid.

1907
2560px-VillafrèresLumière
href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:VillafrèresLumière.JPG">VillafrèresLumière, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Den Filmpionieren Lumiere gelang es 1907 auf dieser Grundlage, mit ihrem Autochromverfahren farbige Bilder aus nur einer einzigen Aufnahme zu erzeugen. Ihr additives Verfahren bestand aus einer Glasplatte mit gleichmäßig verteilten, farbigen Kartoffelkörnchen, die nur bestimmte Anteile des Lichts auf die lichtempfindliche Schicht passieren ließen und beim fertigen Positiv-Foto Farbigkeit erzeugen. 1916 wurde das Verfahren durch die Aktiengesellschaft für Anilin mit ihrem Agfa-Verfahren verbessert, indem Kartoffelkörnchen durch Farbtröpchen ersetzt wurden.